Anti-Perfektionismus – Interview mit Jess von Mit Ecken und Kanten

Jess hat 2017 einen grünen Outlet Online-Shop ins Leben gerufen. Dort werden unperfekte nachhaltige Produkte zu einem günstigeren Preis verkauft. Individualismus wird bei Jess großgeschrieben, daher gibt sie umnerfekten Dingen eine zweite Chance. Zu dem Online-Shop hat sie seit Herbst 2018 einen Laden in Nürnberg eröffnet. Nebenbei engagiert sie sich in der zero-waste Szene und motiviert andere Menschen ein nachhaltigeres Leben zu führen. Sie ist mit Herzblut dabei und hilft unsere Welt etwas unperfekter zu machen.

Mit Ecken und Kanten, Nachhaltigkeit, Sustainability, Mindfulness, Start-up, Gründung

Der Anti-Perfektionismus

Das Konzept von Jess versucht dem stetigen Drang nach Perfektionismus entgegenzuwirken. Nicht nur gibt sie unperfekten Dingen eine zweite Chance, sondern sie ermutigt uns gemeinsam mit unserem Unternehmen zu wachsen. Ich habe immer häufiger das Gefühl, dass uns die Wertschätzung für Dinge und ganz besonders die unperfekten Dinge fehlt. Durch den gesteigerten Konsum, haben wir verlernt Dinge wertzuschätzen, denn jedes Produkt ist ein wertvolles und tolles Produkt, egal ob es einen kleinen Fehler hat oder nicht. Ist es nicht viel schöner etwas anders zu sein? Alle Teile bei Jess sind etwas einzigartiges und etwas ganz besonderes. Sie stehen der Einheitsware und dem Mainstream entgegen.

Mut zum Unfertigen

Das Interview mit Jess hat mir gezeigt, dass nicht alles ab Anfang an perfekt sein muss. Sie hat mit einer kleinen Produktpalette begonnen, hat beobachtet, wie der Markt reagiert und darauf abgestimmt ihre Produkte erweitert. Dein Projekt muss nicht an Anfang an fertig und abgeschlossen sein, es müssen nicht alle Fragen geklärt sein, wichtig ist, dass Du Dir über deinen Markt und Kunden im klaren bist. Diese Unfertigkeit bietet auch Möglichkeiten und die nötige Flexibilität um sich gut anpassen zu können und die nötigen Veränderungen vornehmen zu können.
Jess ist mit einem kleinen Sortiment gestartet, da sie die Idee hatte und sie hat gemerkt, dass es viele Produkte gibt. Sie hätte natürlich noch ein Jahr warten können und das Konzept bis in das kleinste Detail ausarbeiten können. Sie wollte jedoch starten. Diese Art zu handeln hat es ihr ermöglicht, organisch zu wachsen gemeinsam mit der Nachfrage. Eine detaillierte und lange Planung wird nicht zum Erfolg führen, wenn es im Endeffekt die Zielgruppe nicht interessiert und kein Bedarf vorhanden ist. Oftmals scheitern tolle Projekte durch den perfektionistischen Ansatz. 
In diesem Zusammenhang ist der Austausch mit der Zielgruppe unendlich wichtig. Von ihnen erhälst Du Feedback, anhand dessen Du das Konzept weiterentwickeln kannst. Jess hat beispielsweise gemerkt, dass viele Zero-waste Produkte gekauft werden und hat aus diesem Grund ihr Sortiment in diesem Bereich erweitert. Sie ist auf die Bedürfnisse der Kunden eingegangen. 

Mindset eines Gründers 

Der wichtigste Punkt ist, dass Du Mut und Vertrauen in Dich selbst haben musst. Wenn Du eine Idee hast, an die Du glaubst, geh damit raus und probiere es aus. Des Weiteren solltest Du mit möglichst vielen Menschen über Deine Idee reden, sie herausposaunen und stolz darauf sein. Man muss es ablegen zu sagen: „Ich bin noch nicht so weit“, man sollte sich über Feedback freuen und daran weiter wachsen. Eine Gründerin/Gründer sollte dazu fähig sein, sich unterschiedlichen Situationen anzupassen und spontan auf neue Umstände reagieren können.
Zum Mindset einer Gründerin und eines Gründers gehört jedoch auch ein Sharing-Mindset. Das Teilen von Wissen und Erfahrungen hilft nicht nur anderen Menschen, sondern schafft für Dich auch einen Mehrwert. 

Vom Online-Shop zum Laden 

Durch die Eröffnung eines „echten“ stationären Ladens verlor Jess die Flexibilität des Online-Shops. Dennoch hat es die Möglichkeit eröffnet eine Fläche zu schaffen, die Menschen zusammenbringt. Jess hat es mit ihrem Laden geschafft, eine Community ins Leben zu rufen. Sie möchte eine Plattform bereitstellen, um Ideen weiterzugeben und gleichgesinnte Menschen zu treffen. 

Umgang mit Selbstzweifeln

Man muss sich bewusst machen, dass alle Menschen unterschiedliche Meinungen haben. Mache Menschen gehen von einer anderen Grundlage aus und handeln anders als Du selbst. Für den Umgang mit Selbstzweifeln sind befreundete Gründerinnen und Gründer eine große Unterstützung. Der Austausch mit diesen Menschen ist super wichtig und vor allem die Bestätigung, dass man nicht alleine mit seinen Problemen ist.

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Key learnings

Jesses Key Learning aus dem ersten Jahr war, dass man den Anspruch an sich selbst und die Perfektion herunter schrauben muss und klein anfangen sollte. Des Weiteren empfiehlt sie, mit dem eigenen Umfeld über die Idee und das Unternehmen zu reden. Ohne diese Art der Kommunikation, spricht man in einem inneren Dialog nur mit sich selbst. In dieser Spirale kommt man mit seinen Problemen auch nur selten weiter. Wir sollten nicht Angst haben, über unsere Schwächen zu reden und nach Hilfe zu fragen. Man muss nicht alles selbst und alleine machen. Dieses Fragen nach Hilfe demonstriert keine Schwäche, sondern Stärke. Man tendiert in der Selbstständigkeit dazu, alles perfekt machen zu wollen. Die unterschiedlichen Stimmen von außen beeinflussen einen selbst noch einmal zusätzlich. Diese Kritikpunkte und nettgemeinten Ratschläge sollte man annehmen, darüber nachdenken und reflektieren, jedoch nicht daran zerbrechen. Denn letztendlich ist die Frage: Welcher dieser Ratschläge bringt mein eigenes Business voran?

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Den Podcast könnt ihr hier finden:

Mich findet ihr auf Instagram unter @sophias_happyplace

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